Jan Klusák

*  18. April 1934

von Jindra Bártová

Essay

Klusák machte bereits in seiner Studienzeit an der Akademie múzických umění [Akademie der musischen Künste] in Prag auf sich aufmerksam. Seine frühen Kompositionen knüpften an neoklassizistische Vorbilder an (Honegger, Stravinskij, Martinů) und faszinierten durch die Frische des Einfalls und den Reichtum seiner Verarbeitung: Bläserquintett Hudba k vodotrysku [Springbrunnenmusik] (1954), Konzert für Fagott und Orchester (1955), Concertino für Flöte, Violine, Viola und Violoncello (1955), 1. Symphonie (1956), Concerto grosso für Bläserquintett und Streicher (1957), Ballett Princezna Pampeliška [Prinzessin Löwenzahn] (1957).

Von Beginn seines Schaffens an ließ Klusák seine von Bewunderung erfüllte Beziehung zum Choral deutlich werden, die zu einem der charakteristischen Züge seines Personalstils wurde. Dem zweiten der Dva mužské sbory [Zwei Männerchöre] (1954) liegt der Text des alttschechischen Wenzel-Chorals „Svatý Václave“ aus dem 13. Jahrhundert zugrunde, ein Symbol nationaler Unabhängigkeit. In der Zeit des ideologischen Drucks, der ein künstlerisches Schaffen im Geist des sozialistischen Realismus forderte, stellte die Vorliebe für den Choral eine der Möglichkeiten dar, eine abweichende Ansicht zu artikulieren. Diese zeigt sich auch in Přísloví [Sprichwörter] für tiefe Stimme und Blasinstrumente auf Texte aus der Kralitzer Bibel (1959). Diese Bibelübersetzung wurde 1579–94 von humanistischen Gelehrten ...